Zu den christlichen Festtagen gehört der Martinstag am 11. November. An ihm wird der heilige Sankt Martin geehrt. Er gilt als Schutzheiliger der Armen. Der Legende nach teilte der heilige Martin als römischer Soldat seinen wärmenden Mantel mit einem Schwert. Die eine Hälfte behielt er, die andere gab er einem frierenden Bettler. Wegen dieser barmherzigen Tat erschien ihm daraufhin Christus – ebenfalls gekleidet mit nur einem halben Mantel. Seither gilt die Tat des heiligen Martin als Vorbild für Nächstenliebe und barmherziges Handeln gegenüber den Mitmenschen. Im Jahr 372 wurde Martin zum Bischof von Tours erwählt. Nur wenige Jahre nach seiner Grablegung im Jahr 397 erlangte er die Heiligsprechung.
Rund um den Heiligen haben sich moderne Traditionen entwickelt, um St. Martin zu feiern. Dazu gehören Laternenumzüge am 11. November, der sogenannte Martinsritt und die Martinsgans als Festspeise.
Teile, was du hast – diese Bereitschaft wird am Martinstag gefeiert
Alle Geschenke und Spenden drücken die Bereitschaft aus, etwas geben zu wollen. Dabei legt der St. Martinstag ein besonderes Augenmerk auf das Teilen des eigenen Besitzes. Der Feiertag ist traditionell ein Tag der Spenden. Für die Spendenorganisationen ist er deshalb ein sehr wichtiges Ereignis. Sogar während der Finanzkrise blieb die Spendenbereitschaft am 11. November ungebrochen. Das Teilen geschieht eben nicht aus Berechnung und Bereicherung. Es muss ja auch nicht immer Geld sein, was man verschenken und teilen möchte. Sachspenden helfen ebenfalls in großem Umfang. Zahlreiche Bahnhofsmissionen können deshalb zu St. Martin Kleidung, Schlafsäcke, Schuhe oder Proviant sammeln, die sie über das Jahr an Bedürftige weitergeben.
Wenn der Martinstag näher rückt, gilt die gegenseitige Frage: „Hast du heute schon etwas geteilt?“. Da Spenden und Schenken eine so große Rolle spielen, ist der 11. November ein Tag, an dem man sich traditionellerweise beschenkt. Um dabei eine feierliche Stimmung zu erzeugen, können gemeinsam Verse gelesen oder musiziert werden.
Kinder haben besonders viel Freude an diesem Fest. Doch auch für den Familienalltag ist es eine wunderbare Bereicherung.
Die unterschiedlichen Festbräuche zum Martinstag
Am weitesten verbreitet ist sicherlich der Martinsbrauch, mit den Kindern einen Laternenumzug zu veranstalten. Nicht nur auf dem Lande, auch in den Städten sieht man die Kinderumzüge, bei denen alle stolz eine Laterne tragen. Dabei werden die Legendengeschichten rund um St. Martin erzählt oder die Martinslieder gesungen. Man nennt das Sternsingen. Öfters gibt es auch kleine Straßenstände, die CDs mit den Martinsliedern verkaufen. Wenn ein Reiter den Umzug anführt, der als St. Martin verkleidet hat, dann spricht man vom Martinsritt.
Martinslaterne
Warum wird der heilige Martin überhaupt mit einem Laternenumzug geehrt? Das Licht der Laterne symbolisiert das Licht des St. Martin und das ist gleichzeitig das Licht des Christus. Damit wird die Botschaft von Barmherzigkeit und Nächstenliebe in die Welt getragen. Diese Martinslaternen sagen aus: Hiermit mache ich die von Gott gewollte Nächstenliebe für alle Menschen sichtbar und das macht das Leben für alle Menschen heller. Wegen dieser Botschaft hat die Martinslaterne eine so wichtige Bedeutung für den Festtag.
Mantelteilung
Die Teilung des Mantels ist das Symbol der Nächstenliebe. Um diese Legendgeschichte nachzustellen, finden oft kleine Theatereinlagen statt. Im Vorfeld zum Fest proben Eltern und Großeltern mit ihren Kindern kleine Szenen ein. Oft organisieren das Grundschulen oder Kindergärten. Am Festtag treten die Kinderschauspieler dann auf und zeigen in einer kleinen Theaterszene die Mantelteilung.
Martinsfeuer
Ein Umzug ist umso schöner, wenn er am Ende einen Zielpunkt hat. Beim Martinsumzug ist das oft ein gemeinsames Feuer, um das sich alle scharen. Die Gemeinde wählt einen möglichst dunklen Ort, dort wird dann das Martinsfeuer entfacht. Wenn die Flammen lichterloh die Umgebung erhellen und sich die Menschen um das Feuer versammeln, sagt es aus: Dieses Feuer erhellt die Finsternis genau so, wie der heilige Martin das Leben des Bettlers erhellt hat.
Martinssingen
Ein ebenfalls beliebter und weit verbreiteter Brauch ist das Martinssingen. Dabei ziehen kleine Gruppen von Kindern von Haustür zu Haustür und tragen die Martinslieder vor. Als Lohn bekommen sie Süßigkeiten oder andere kleine Gaben. Beliebt sind auch Martinsbrezel oder Brötchen.
Martinsessen
Der Martinstag ist ein Familienfest. Es gibt deshalb ein entsprechendes Festessen. Traditionell gehört dazu die Martinsgans, die mit sehr vielen Beilagen serviert wird. Das sorgt für ein üppiges und abwechslungsreiches Mahl, bei dem jeder satt wird.
Sankt Martin Bücher für Kinder
Martinsfest als Ideengeber für die Kindererziehung
Die Menschen sollen füreinander da sein und sich gegenseitig helfen. Die Nächstenliebe ist ein wichtiges christliches Gebot. Darum nutzen viele Eltern den Martinstag, um ihren Kindern die Bedeutung des Helfens und Teilens behutsam näherzubringen. Sehr schön gelingt das, weil die Bräuche wie das Martinssingen, das Sternsingen, die kleinen Theaterszenen und das üppige Festmahl, das man gemeinsam teilt, die Ideen des Festes auf spielerische Art vermitteln. Doch es gibt noch mehr Ideen.
Oft verschenken allerlei Organisationen an diesem Tag die sogenannten Martinstüten als Spenden. Diese mit Sachspenden gefüllten Tüten müssen vorher von helfenden Händen verpackt werden. Das ist eine gute Gelegenheit, um die Hilfsbereitschaft für einen guten Zweck auszuleben.
Solche Martinstüten lassen sich auch in kleinen Varianten anfertigen, um sie den Kindern beim Martinssingen zu schenken. Wichtig ist, dass sie alle den gleichen Inhalt enthalten. Denn ein Gefühl von Ungerechtigkeit und Benachteiligung sollte bei niemandem an diesem Tag entstehen. Allerdings unterstützt es die Idee des Teilen, wenn man den Kindern beim Überreichen einer Martinstüte den Auftrag gibt: Teile doch den Inhalt mit einem anderen Kind.
Eine ähnliche Idee ist die sogenannte Martinskiste, die in Kindergärten und Schulen bereit gestellt wird. Hier soll jedes Kind ein Kleidungsstück aus dem eigenen Kleiderschrank wählen, das noch schön und gut erhalten ist. Das wird in der Martinskiste an bedürftige Kinder in armen Ländern oder Kinderheimen verschenkt. Eine Organisation, die sich liebevoll um die Unterstützung solcher Projekte kümmert, ist die Aktion Hoffnung. Sie sorgt dafür, dass die gespendete Kleidung auch wirklich dort ankommt, wo sie verschenkt werden soll.
Eine ähnliche Variante ist die Martinskiste zum gegenseitigen Tauschen. Jedes Kind legt ein Spielzeug in die Kiste, das es verschenken möchte. Dafür darf es sich ein anderes Spielzeug als Geschenk wählen.
Das Martinsfest wird auch in protestantischen Kirchen gefeiert
St. Martin ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche. Deshalb können Protestanten ihn nicht verehren. Aber sie haben eine gute Lösung gefunden, um den Martinstag trotzdem zu feiern. Anstelle des Bischofs von Tour feiern sie dabei ihren Glaubensgründer Martin Luther. Da er am 10. November Geburtstag hatte, liegt der Martinstag der Protestanten stets am 10. November.
Ansonsten aber werden fast die gleichen Bräuche eingesetzt. Auch die Protestanten gestalten einen Laternenumzug, das Martinssingen, ein Martinsfeuer – und nicht zuletzt schieben auch sie eine Martinsgans in den Ofen und laden zum Festmahl.
Allein die Liedtexte weichen von den katholischen Ritualen ab. Sie müssen schließlich zu Martin Luther passen.