Weltweit an unterschiedlichsten Plätzen und mehrmals pro Jahr versammeln sich Teilnehmer und jubelnde Zuschauer bei sogenannten Drachenfesten. Gemeint ist damit keineswegs das ebenso bezeichnete Live Action Role Playing (LARP). Wir reden von den fliegenden Drachen, jene in der Luft schwebenden, bunten Figuren. Um ein solches Event zu veranstalten, sind natürlich große Wiesenflächen ohne Bäume, Häuser und Gärten in der Umgebung notwendig. Allerdings entstehen dabei riesige Zeltplätze, in denen die Teilnehmer für diese Zeit schlafen und essen. Denn ein Drachenfest ist ein Ereignis, das sich über mehrere Tage hinzieht.
Bei den meisten Menschen werden dabei alte Kindheitserinnerungen wieder lebendig. Wer hat nicht als Kind einen Drachen in die Lüfte steigen lassen? Oder zumindest den fliegenden Drachen zugeschaut? Kennt man Personen, die mit ihren fliegenden Windseglern zu Drachenfesten reisen, ergeben sich wie von selbst allerlei tolle Geschenkideen für sie.
Drachenclubs organisieren meistens die Feste
Die Organisation solcher feste erfordert einigen Aufwand. Das übernehmen in der Regel sogenannte Drachenclubs. Natürlich gibt es auch in Deutschland einige von ihnen. Als Beispiel sei hier der Drachenclub Waldhessen genannt, dessen Drachenfest regelmäßig im Oktober stattfindet.
Wer nur als Zuschauer dabei sein möchte, bleibt in der Regel bloß einige Stunden bei derartigen Veranstaltungen. Doch auch Teilnehmer können mit ihren Drachen anreisen und sich nur für einen Nachmittag dem Ereignis anschließen.
Drachenfeste und ihr sportlicher Faktor
Einfach nur zum Drachenfest fahren und seinen Drachen steigen lassen? Nein, so simpel ist es natürlich nicht. Es gibt diverse Flugdisziplinen, die im Wettstreit vorgeführt gehören. Nicht nur Einzelbewertungen werden berechnet, auch Paar- und Teamdisziplinen müssen bestritten werden. Je mehr Drachenfans an den Disziplinen teilnehmen, umso herausfordernder wird die Aufgabe. Allzu leicht können sich die Drachenschnüre miteinander verwickeln.
Die einzelnen Drachenmodelle
Einleinerdrachen
Der einfachste und jedem Kind bekannte Drachen ist der Einleiner. Ihn gibt es in jedem Spielzeugfachhandel zu kaufen. Er ist eher klein und eignet sich für leichten Wind. Der Einleinerdrachen kann sehr einfach gelenkt werden. Er ist so einfach zu halten, dass ihn Kinder im Stadtpark verwenden können. Damit er oben in der Luft stabil im Wind liegt, wird er von mehreren Kielen gestützt.
Mit den Einleinerdrachen werden die sogenannten Drachenkämofe ausgefochten. Alle Teilnehmer lassen gleichzeitig ihre Drachen steigen und gewonnen hat, wessen Drachen bis zuletzt am in den Lüften schwebt.
Mehrleinige Drachen
Zwei Leinen müssen minimal vorhanden sein, um von einem mehrleinigen Drachen zu sprechen. Mit zwei Leinen ist ein Drachen schon schwerer als nur mit einem zu lenken. Aber wenn man es beherrscht, kann man mit ihm kleine Flugkunststücke vorführen wie Schrauben oder Loopings. Wegen dieser Fähigkeit nennt man diese Fluggeräte auch Lenkdrachen.
Speziell zu zweit lassen sich mit den Lenkdrachen weiträumige Flugeinlagen gestalten. Ohne Probleme sind mehr als ein Dutzend Loopings oder andere Flugfiguren nacheinander möglich. Das gilt für fast jedes Drachenmodell.
Vierleiner
Ein Vierleiner-Drachen ist die anspruchsvollere Ausführung eines Lenkdrachens. Er wird, wie die Namensgebung anzeigt, mit vier Leinen geführt. Dadurch sind noch steilere Flugkurven möglich. Eines dieser Kunststücke mit hohem Schwierigkeitsgrad ist der Propeller Spin. Dabei wird der Drachen mehrfach um seinen eigenen Mittelpunkt gedreht, ohne dass er dabei die Flughöhe verliert. Der Vierleiner-Drachen kann mit geschickter Technik sogar rückwärts fliegen.
Mattendrachen
Die Mattendrachen unterscheiden sich von den bisher beschriebenen Drachen dadurch, dass sie keine Stäbe haben, die ihn in Form halten. Der Mattendrachen besteht ausschließlich aus einer Segelmatte und eignet sich für erfahrene Drachenflugkünstler. Je nach Drachenform werden sie an ein oder zwei Hauptschnüren gehalten, die sich dann auf viele Einzelschnüre erweitern und die Drachenmatte an diversen Haltepunkten mit den Hauptschnüren verbinden. So bleibt der Mattendrachen auch bei starkem Wind gesichert. Wie bei den Stabdrachen lässt sich auch der Mattendrachen in Ein- oder Zweileiner sowie Vierleiner unterscheiden.
Mattendrachen kennt man auch aus weiteren Sportarten wie dem Kitesurfen, Snowkiting oder Kitebuggy.
Zugdrachen/Lenkdrachen
Diese Spezialdrachen vereinen die Eigenschaften von Mattendrachen und Vierleinern und gehören zu den größten Drachenformen. Sie entwickeln im Wind ein erstaunliches Volumen und dadurch eine immense Zugkraft. Aus diesem Grund heißen sie auch Kraftdrachen. Je höher er in die Luft steigt, umso mehr Gegenkraft muss eingesetzt werden, um ihn zu halten.
Die starke Energieleistung, die ein Zugdrachen erzeugt, kommt auch in der Wirtschaft zum Einsatz. So sind moderne Containerschiffe öfters mit Segel und Zugdrachen ausgestattet. Bei passenden Windverhältnissen können Zugdrachen und Segel das Schiff ziehen, wodurch viel Treibstoff eingespart wird.
Flugobjekte unterliegen gesetzlichen Bestimmungen!
Unabhängig von ihrer Leinenlänge unterliegen die Drachen den gesetzlichen Regelungen zum Einsatz von Luftfahrzeugen. Auf diese Gesetze sollte geachtet werden. Im schlimmsten Fall kann eine Haftpflicht für Schäden entstehen, die durch einen nicht vom Gesetz gedeckten Flugeinsatz mit Schadensfolgen entsteht. Das kann passieren, wenn ein Fehler beim Lenken zu einem Unfall führt. Oder wenn die Leinen reißen und der Drachen führerlos davon segelt.
In der Regel werden alle handelsüblichen Drachen nach Sicherheitsstandards gefertigt, die derartige Zwischenfälle ausschließen. Darum sollte schon beim Kauf auf Qualitätsware geachtet werden.
Es besteht allerdings keine Versicherungspflicht, nur weil man ein Hobby mit Drachen auslebt oder auch solche Drachenfeste besucht.
Der Drache als Fabeltier
Die Drachenfeste beziehen sich in ihren Traditionen oft auf die mythischen Drachen – legendäre Fabeltiere, die in sehr vielen Kulturen eine Rolle spielen.
Der Drache gilt in Afghanistan als Symbol für Fruchtbarkeit und Glück. Auch in China, für seine Drachentraditionen besonders bekannt, gilt er als Glücksbringer. Der Drache verkörpert in Asien, anders als in Europa, positive Eigenschaften wie Intelligenz und Güte.
Schon die alten Babylonier kannten das mythische Fabelwesen und arbeiteten Drachenfiguren in Torziegel ein. Auf vielen Keramiken des antiken Orients finden sich Drachensymbole. Auch die Bibel beruft sich auf den Drachen, doch hat er in diesem Fall die Eigenschaften des Gefährlichen und Bösen. Er erscheint in den biblischen Geschichten als Leviathan oder Rahab.
Drachenflug und Freiheit
Ein Drachen in der Luft: Ihn zu beobachten und Flugkunststücke mit ihm zu vollführen, lässt alle Sorgen vergessen. Er schenkt das Gefühl von Freiheit und Unbeschwertheit. Und man schaut in den blauen Himmel.