Feiert nicht scheinbar alle Welt den Jahreswechsel nachts vom 31. Dezember auf den 1. Januar? Und zeigen sich dabei nicht die ungewöhnlichsten Bräuche in den unterschiedlichen Kulturen? Da wäre beispielsweise die in Mexiko, Italien und Chile verbreitete Tradition, Glück durch das Tragen roter Unterwäsche zu beschwören. In Argentinien, Spanien und Portugal wiederum beginnt die Glücksverheißung mit der Fähigkeit, Weintrauben sekundenschnell zum Klang der Glockenschläge zu verspeisen. Wer hätte gedacht, wie vielfältig die Neujahrsrituale ausfallen?
Noch faszinierender ist die Tatsache, dass es gerade nicht alle Welt ist, die am 1. Januar das neue Jahr begrüßt. Für eine Reihe von Ländern bewegt sich das Neujahrfest zwischen dem 21. Januar und 21. Februar – je nach Mondphase. Bekannt ist dieses Ereignis als das chinesische Neujahrsfest. Es wird allerdings nicht nur in China gefeiert. Alle traditionsbezogenen Kalendersysteme auf dem asiatischen Kontinent beziehen sich darauf. Je nach Landeskultur und Sprache hat das Fest unterschiedliche Bezeichnungen – Chunjie heißt es in China. In Vietnam ist es als Tet bekannt. Japan feiert Neujahr unter dem Namen Shōgatsu, Losar heißt es in Tibet, Seollal in Korea. Auch die Bräuche variieren sowie natürlich die Speisen auf der Festtafel. Wichtig ist: Traditionsbewusste Asiaten pflegen diesen Brauch auch im Ausland weiter. Also kann es auch in Europa nicht falsch sein, die Geschenketikette etwas genauer zu studieren.
So lauten die Basis-Geschenktipps zum chinesischen Neujahr
Egal, welchen der obigen Namen das Fest auch trägt, es handelt sich stets um die chinesische Neujahrsfeier oder eine ihrer Abwandlungen. Daher gelten die folgenden Basisregeln für Geschenke völlig allgemein, werden aber flexibel ausgelegt.
Die passende Farbwahl: Gelb – Rot – Gold
Ideal sind Geschenke, die diese drei Farben enthalten. Rot gilt in China als Glücksfarbe und sollte nie fehlen. Typischerweise leuchten auch die Laternen zum Neujahrsfest in den Hauptfarben Rot und Gold. Diese Kombination verheißt wachsendes Vermögen.
Unpassende Farben
Schwarz und Weiß dürfen beim Überreichen von Präsenten auf keinen Fall gewählt werden – auch nicht bei der Wahl des Geschenkpapiers. Sie sind mit dem Thema Tod verbunden, was zu einem Neujahrsfest nur Unglück statt Freude vermitteln kann. Diese Regel gilt auch bei Geldgeschenken, die in ein Briefkuvert eingelegt werden. Das Kuvert sollte am besten eine rote oder gelbe Farbe haben. Denn Geld in weißen Kuverts wird in China nur in einer einzigen Situation überreicht: Wenn man bei einer Beerdigung als Zeichen der Anteilnahme Geld schenkt, um die Hinterbliebenen bezüglich der Beerdigungskosten zu unterstützen.
Die Bedeutung der Zahlen bei Geschenken
Eine Zahl darf bei Geschenken auf keinen Fall vorkommen – das ist die Zahl Vier. Sie gilt als Unglücksbringer. Die Aussprache des Wortes „Vier“ in Mandarin-Chinesisch klingt sehr ähnlich wie das chinesische Wort für „Tod“. Daher ist alles tunlichst zu vermeiden, was mit der Vier in Verbindung steht. Geldgeschenke sollten niemals im Wert von 40, 44 oder 400 € übergeben werden. 30 €, 50 € oder 100 € sind harmlos. Ebenso wenig sollten es vier Geschenke sein oder ein Geschenk, das beispielsweise vier Packungen Ginseng enthält. Hilfreich sind vorgefertigte Geschenk-Sets für das Neujahrsfest. Sie sind von vornherein auf diese wichtige Regel angestimmt und es kann kein Fehler passieren.
Besonders positiv sind umgekehrt alle Geschenke, die auf eine Glückszahl anspielen. In China gilt die Acht als Glücksbringer. Ein Geldgeschenk im Wert von 88 € ist deshalb gern gesehen.
Wie läuft das traditionelle Geschenkritual ab?
Es zeugt von Respekt, wenn man beim Verschenken auf die Rituale des jeweiligen Herkunftslandes achtet. In den meisten Ländern Asiens – und also auch in Japan und China – gilt: Man überreicht sein Geschenk mit beiden Händen. Stammt der Beschenkte aus Korea, lautet die Regel ein wenig anders. Hier überreicht man das Geschenk nur mit einer Hand. Die zweite Hand stützt dabei den Arm, indem sie ihn in Nähe des Ellenbogens berührt.
Zu beachten sind außerdem, dass es Grundregeln für die Geschenkauswahl gibt. Wem soll etwas geschenkt werden? Sind es Freunde und Bekannte oder Familienmitglieder? In asiatischen Ländern herrscht eine besondere Familienhierarchie. Den Älteren wird ein besonderer Respekt gezollt. Daran orientieren sich die allgemeinen Regeln, denn die Geschenkauswahl richtet sich auch nach der Generation.
Geschenke an Freunde zum Mondneujahrsfest
Unter Freunden sind Tabak und Alkohol beliebte Neujahrsgeschenke. Das gilt besonders, wenn der Gastgeber bei den Neujahrsfeierlichkeiten damit beschenkt wird. Selbstverständlich sollte dann trotzdem der Geschmack des Beschenkten beachtet werden.
Frische Früchte, Teesorten, Haushaltsutensilien – auch das sind schöne Geschenke für Freunde. Genau wie in unserer eigenen Kultur sollte man aber nur solche elektrischen Haushaltsgeräte oder Geschirrsets verschenken, die der Empfänger nicht schon im Schrank stehen hat.
Geschenke für Senioren zum Lunar New Year
Bei älteren Personen sind Geschenke mit gesundheitsverlängernder Wirkung eine würdevolle Wahl. Ein Obstkorb mit Premium-Früchten, Tee und Ginsengprodukte sind beliebte Geschenke. Wenn es Ginseng sein soll: Produkte aus Korea haben das höchste Renommee.
Ebenso respektvoll sind Kleidungsstücke für die Wintermonate – Handschuhe, Mützen, Schals. Sie sind als Geschenke für Senioren besonders beliebt.
Da in der traditionellen chinesischen Medizin die Massage einen hohen Stellenwert hat, können auch Badeutensilien, Massagesets oder Hilfsmittel zur Entspannung und körperlichen Regeneration sehr passend verschenkt werden.
Geschäftspartner in höherem Alter erhalten luxuriöse Güter. Speziell in Korea sind das hochwertige Früchte oder Fleisch. Es liegt an der Geologie Koreas, dass solche Frischwaren einen sehr hohen Preis haben. Daher sind sie ein sehr angesehenes Geschenk. Alternativ können auch getrocknete Nahrungsmittel ausgewählt werden, wenn sie über eine lange Haltbarkeit verfügen.
Geschenkideen für Kinder und Jugendliche zum chinesischen Neujahr
Spielzeuge und Süßigkeiten sind die klassischen Kindergeschenke. Die Geschenkverpackungen sollten auf jeden Fall gelb und rot sein. Ebenso können Schulmaterialien gewählt werden. Um die Freude nicht zu schmälern, sollten es passende Accessoires für das Lieblings-Schulfach des Kindes sein. Malt es beispielsweise sehr gerne, ist ein hochwertiges Pinselset eine gute Wahl.
Ältere Kinder und Jugendliche freuen sich über Kleidung, Bücher oder Geldkuverts, die als Hongbao bezeichnet werden.
Was auf keinen Fall verschenkt werden darf
Wie oben erwähnt sollte generell nichts in einem weißen Kuvert verschenkt werden oder mit der Zahl Vier in Verbindung stehen. Aber es gibt auch weitere Regeln, die zu beachten sind, möchte man den Beschenkten keine Frustration bereiten:
- Niemals einen grünen Hut an einen Mann verschenken, er symbolisiert die Untreue der Ehefrau.
- Schmuckstücke und Halsketten sind nur den Ehefrauen und Lebenspartnerinnen als Geschenk vorbehalten. Gleiches gilt für Krawatten und Gürtel als Geschenke an Ehemann und Lebenspartner. Diese Gegenstände strahlen Intimität aus und sind für Freunde und Bekannte unangemessen.
- Küchenmesser, Scheren und alle Arten scharfer Gegenstände drücken den Wunsch aus, eine Beziehung beenden zu wollen. Ebenso signalisieren Taschentücher und Regenschirme den Wunsch nach Abschied. Solche Geschenke sind also unpassend.
- Auch Schuhe sind keine gute Geschenkwahl. Im chinesischen Mandarin klingt das Wort für Schuhe ähnlich wie die Vokabel für Pech und Teufel. Ein solches Geschenk drückt also aus, dass man das Böse herbeilocken will.
- Alle Arten von Uhren gelten als Unglücksbringer – auch Armbanduhren!
- Obst ist ein geschätztes Geschenk – außer Diese Frucht wird traditionell auf den Totenaltar gelegt. Zum Schmuck bei der Totenwache gehören auch Schnittblumen. Deshalb sind sie ebenfalls unpassend zum Neujahrsfest.
- Spiegel und alle Gegenstände, die spiegeln, zählen ebenfalls zu den Unglücksbringern. Laut alter Legenden lebt in ihnen ein böser Geist und verbreitet ein schlechtes Omen.
